Vom Zusammenhang zwischen Armut und Klimawandel

Arme Länder werden besonders hohe Schäden durch die Erwärmung des Weltklimas erleiden. Das ist das Ergebnis einer Prognose, die jetzt vom Institut für Wirtschaftsforschung in München (ifo Institut) veröffentlicht wurde. Danach werden einige Länder Afrikas einen Verlust von mehr als 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verkraften müssen. Auch Indonesien, ein bevölkerungsreiches und armes Land, wird im Verhältnis zum BIP stark vom Klimawandel betroffen sein.

“Die regionale Betrachtung des Klimawandels ist wichtig, weil sie zeigt, wie katastrophal sich die Erderwärmung auf einige Länder auswirken wird. Bei einer globalen Betrachtung fällt das nicht auf, weil der Anteil der armen Länder am Weltsozialprodukt so wenig ins Gewicht fällt”, erklärt Janina Ketterer, Wissenschaftlerin am ifo Institut.

Die Klimaschäden für die gesamte Welt im Jahr 2100 prognostiziert das Modell mit knapp 1,3 Prozent des Weltsozialprodukts.

Für entwickelte Länder in Nordamerika, Europa und Australien ergibt die Berechnung sogar positive wirtschaftliche Auswirkungen des Klimawandels.

Diese erklären sich vor allem durch Einsparungen bei den Heizkosten und die Abnahme von Herz-Kreislauferkrankungen, die durch Kältestress ausgelöst werden. Allerdings wird ein Großteil der positiven Auswirkungen von Treibhausgasen verursacht, die schon in der Vergangenheit in die Atmosphäre gelangt sind.

“Es wäre falsch zu folgern, dass die Industriestaaten keinen Anreiz haben, Emissionen zu vermeiden. Die Auswirkungen von weiteren Emissionen, die man durch heutige Politikentscheidungen beeinflussen kann, sind für sämtliche Weltregionen schädlich, auch für die Industriestatten”, sagt David Anthoff, Wissenschaftler am Economic and Social Research Institute (ESRI).

Eine Schlüsselrolle in der künftigen Klimapolitik kommt Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien zu. Mit -1,3 Prozent bzw. -2,2 und -2,9 Prozent des jeweiligen BIP droht ihnen im Jahr 2100 ein empfindlicher Wohlfahrtsverlust. Als schnell wachsende Wirtschaftsnationen können sie mit einer Reduktion ihres CO2-Ausstosses aber auch selbst wesentlich zur Begrenzung der Klimaerwärmung beitragen.

Im Vorfelde des Klimagipfels von Kopenhagen (7–18. Dezember 2009) äusserte sich  Martin Dahinden, Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) in der gestrigen NZZ wiefolgt. „Schätzungen internationaler Gremien gehen davon aus, dass mehrere hundert Milliarden Dollar pro Jahr nötig sind, um die Entwicklungsländer zu unterstützen, ihre Treibhausgasemissionen zu begrenzen und sich dem Klimawandel anzupassen. Diese Summen sind enorm. Sie müssen aber mit den grossen Kosten des Nichthandelns in Verbindung gebracht werden. Auch schaffen Investitionen neue Märkte für Klima-Technologien. Entwicklungszusammenarbeit will die Armut von Menschen lindern, die meist weit von uns entfernt leben. Mit der Globalisierung rückt die Welt in die Nähe, die Ferne gewinnt an Bedeutung. Informationen, Geld, Menschen und Güter überschreiten die Grenzen in Windeseile. Deshalb liegt es auch in unserem Interesse, uns mit den Entwicklungschancen armer Länder und Bevölkerungsschichten zu befassen. Denn es gibt nur ein Klima – und das ist die Lebensgrundlage aller.“

Weiterführender Link unter: http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/die_aermsten_laender_leiden_besonders_unter_dem_klimawandel_1.4087048.html

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